Fährgeschichten

Hier finden sich Geschichten rund um die Mondorfer Fähre - erzählt von ihnen, den Menschen die die Fähre nutzen um an die Gestade des anderen Rheinufers zu gelangen. Sie hatten ein unvergessliches Erlebnis auf der Mondorfer Fähre? Ob auf dem Weg zur Arbeit oder auf einer Überfahrt in der Freizeit - lassen Sie uns daran teilhaben und schreiben Sie uns Ihre Geschichte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Fährgeschichten der Kallboys

Diese Geschichten wurden uns freundlicherweise vom Mondorfer Kegelclub KC Kallboys zur Verfügung gestellt.
Quelle: www.kallboys.de

Die folgenden Geschichten ereigneten sich, als es die L269 und die Bonner Nordbrücke über den Rhein noch nicht gab. Der Landweg nach Bonn war nur über Troisdorf - Meindorf - Geislar - Beuel - Kennedybrücke möglich. Diesen (Um-)Weg nahm man nur ungern in Kauf und so war das Verkehrsaufkommen an der Mondorfer Fähre sehr groß. So groß, dass der Fährverkehr zur Berufsverkehrzeit zwischen Mondorf und Graurheindorf nur mit zwei Fähren bewerkstelligt werden konnte. Die Fähren "Mondorf  I"und "Mondorf II" gehörten für viele „Rhabarberbalkanbewohner“ zum täglichen Arbeitsweg, wenn sie nach Bonn mussten (Siehe Bilder - Aufgenommen 1969). Durch den Bau der Landstraße über die Sieg und den Bau der Friedrich-Ebert-Brücke Mitte der siebziger Jahre, verlor die Fähre nach und nach ihre Monopolstellung für einen schnellen Weg nach Bonn. Die beiden Fähren sind heute übrigens immer noch in Mondorf. "Mondorf I" dient heute als Bootshaus der Niederkasseler Rudergesellschaft und "Mondorf II" setzt, nach einem kurzen Intermezzo in Bonn Bad-Godesberg, noch heute jeden Tag in Mondorf über. Erlebt und niedergeschrieben haben diese Geschichten Eyke und Barbara Moskopp. Sie erzählen davon, dass früher alles etwas entspannter war und vom Einfallsreichtum der Fährleute.

Fähre Mondorf II

Meine Frau Bärbel und ich wohnten damals in Bergheim (Sieg). Die allmorgendliche Fahrt zur Arbeit ging über die Mondorfer Fähre, denn es gab keinen schnelleren Weg nach Bonn. Eines morgens, die Fähre hatte gerade abgelegt, wollte eine ältere Frau ihre Fährkarte mit einem 50 DM Schein bezahlen. Ein plötzlicher Windstoß riss ihr den Schein aus der Hand und er landete flatternd im Rhein. Kein Problem für die Mondorfer Fährleute. Der Kurs wurde nach Zuruf an die Brücke geändert und die die Verfolgung des Fünfzigers wurde aufgenommen. Querab der Schiffwerft Lux hatte man den Geldschein endlich eingeholt. Mit einem Schöpfeimer fischte man nach dem Schein und konnte ihn nach einigen Versuchen „retten“. Nun musste die Fähre aber wieder ein ganzes Stück stromaufwärts und auch noch an das gegenüberliegende Ufer fahren. Das dauerte aufgrund der Strömung seine Zeit, denn für die Fahrt gegen die Strömung sind Fähren nicht gebaut. Nach einer guten einer halben Stunde hatten wir die Anlegestelle erreicht. Mit einem mulmigen Gefühl verließ ich die Fähre, denn ich hatte einen wichtigen Termin bei einem Kunden – und das auch noch zusammen mit meinem Chef. Als ich viel zu spät dort ankam, versuchte ich meine Verspätung zu erklären. Also: „Eine Frau; 50 DM; ins Wasser; Fähre nach gefahren...“ Da unterbrach mich mein Chef. „Moskopp“ sagte er erregt, „Denk' Dir was anders aus, die Geschichte glaubt Dir kein Mensch“.

Mondorf I

Ein anders Mal standen Bärbel und ich gemeinsam in der Schlange und warteten auf die nächste Fähre. Jeder in seinem eigenen Wagen. Bärbel hatte einen Fiat 500 und ich einen VW1300. Da morgens immer reger Betrieb auf der Fähre war, versuchten die Fährleute die Stellfläche voll auszunutzen. Auf der vorderen Rampe konnten 3 kleine Autos stehen. Nach dem Anlegen ging ein Fährmann, den wir beide immer „Ziggar“ nannten, weil er nie ohne Zigarre anzutreffen war, an Land und winkte paffend 3 kleine Autos aus der Schlange. Das waren üblicherweise Fiat 500, Mini Cooper, Goggomobil u.s.w.. Er dirigierte sie auf die vordere Rampe. Bärbel war auch dabei. Erst dann durften die größeren Autos auf die Plattform. Wir hatten das andere Ufer fast erreicht, als ein Hydraulik Schlauch platzte und die Rampe sich einen halben Meter absenkte. Großes entsetzen machte sich breit. Aber die Fährleute hatten das schnell im Griff, der zweite Hydraulikschlauch hielt und alle kamen, wie immer, wohlbehalten am Graurheindorfer Ufer an.

Ein Andermal hatte die Fähre zwei 40 Tonner, die mit Kies beladen waren, an Bord. Vorsichtshalber schaute der Steuermann mit dem Fernglas den Rhein ab, ob die Wasserpolizei in der Nähe war. Als Nichts zu sehen war, gab er Gas – Aber in der Nähe der Siegmündung liefen wir dann auf Grund. Wieder war alles kein Problem und die Fährleute blieben gelassen! Kurzum wurde die zweite Fähre herbeigerufen, die uns von der Untiefe frei schleppte.

In der Warteschlange

Eines Abends stand ich abends gegen halb Elf auf der Zufahrt der Fähre in Graurheindorf. Mehrere Autos warteten auf die letzte Fähre für diesen Tag. Es war still, denn alle hatten Ihre Motoren abgestellt. Die Stille wurde plötzlich von immer lauter werdendem Motorengeräusch jäh durchbrochen. Ein Auto raste mit hoher Geschwindigkeit über den Milchgasserweg heran. „Nun ja“ dachte ich mir „Der will die Fähre noch kriegen". Der Wagen schoss um die Ecke des Fähranlegers, fuhr Schnurstracks an der Schlange vorbei und landete mit großem Wasserspritzen fast ungebremst im Wasser. Der Motor war sofort aus und es war wieder still. Die Tür ging auf, eine Person sprang heraus und „Patsch, Patsch, Patsch“ hüpfte sie leichtfüßig an Land. Dann verschwand sie in der Dunkelheit. Das Auto versank langsam und gurgelnd. Weitere Insassen konnte man nicht ausmachen. Alle Wartenden stiegen aus und schauten sich ratlos an. Dann kam die Fähre und wir winkten und schrien lauthals: „Achtung! Halt! Da ist ein Auto im Wasser“. Die Fährleute reagierten nicht und winkten ungläubig ab. Mit einem lautem Knarzen, schrammte die Fähre über das Autodach. Nach mehren Tagen hatte die Feuerwehr das Auto 500 Meter stromabwärts gefunden. Ob der Fahrer jemals gefunden wurde, weiß ich leider nicht.

An die Zeit, in der wir die Fähre täglich benutzten, erinnern wir uns gerne zurück. Eine Fahrt blieb uns dabei ganz besonders in Erinnerung. Als wir am 20.10.1969 geheiratet hatten, fuhren wir von der Feier nach Hause, denn wir wollten am nächsten Morgen schon früh zu unserer Hochzeitsreise aufbrechen. In Brautkleid und Anzug fuhren wir auf die Fähre. Als „Ziggar“ an unser Auto trat und ich gerade bezahlen wollte, paffte Er kurz an seiner Zigarre und fragte: „Seidder verhierot?“. Ich bejahte das. Er grinste daraufhin und meinte „Dann bruchter hück nix zo bezohle. Veel Jlück“.

(Text und Bilder Eyke Moskopp)
   
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